Round Tables
Round Table 2022
Die Lebenswissenschaften und benachbarte Disziplinen haben Wesentliches zum Verständnis und zur Beherrschbarkeit der Pandemie beigetragen: Impfstoffe, Forschungsarbeiten zum SARS-CoV-2-Erreger und zur COVID-19-Erkrankung, Testverfahren und therapeutische Optionen, aber auch Erkenntnisse zu Eindämmungsmaßnahmen und Modellierungen des übergreifenden Infektionsgeschehens. Entsprechend groß war und ist das Interesse der Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger wie der breiten Bevölkerung an den Erkenntnissen und Einschätzungen unterschiedlicher medizinischer Disziplinen von der Virologie und Infektionsbiologie über die Immunologie und Intensivmedizin bis hin zur Public Health-Forschung. Insbesondere in den ersten Monaten der Pandemie schlug sich dies in hohen Vertrauenswerten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nieder. Inzwischen deutet jedoch vieles darauf hin, dass es sich eher um einen kurzfristigen Boom gehandelt haben könnte und auch das Misstrauen an einigen Stellen angewachsen ist. Ein kleiner, aber nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung lehnt einzelne Maßnahmen wie die Impfprävention trotz wissenschaftlicher Evidenz ab. Aber auch in den Reihen derjenigen, die Impfungen und andere Maßnahmen befürworten, gibt es im Hinblick auf die wissenschaftliche Praxis und ihre weitreichende Auslegung im politischen Raum skeptische Stimmen. Es scheint, als habe das in der Pandemie deutlich gesteigerte Interesse an den Lebenswissenschaften nicht per se ein Mehr an öffentlichem Vertrauen in ebenjene Wissenschaften mit sich gebracht.
Vor diesem Hintergrund lud die Stiftung Charité ein zu einem Runden Tisch, der die Blickwinkel der Lebenswissenschaften sowie der Wissenschaftskommunikation, der medialen Berichterstattung und der wissenschaftsbasierten Politikberatung vereint. Die Diskussion drehte sich u. a. um diese Fragen: Waren die Pandemieerfahrungen bis heute eher ein Booster oder ein Dämpfer für das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Wissenschafts- und Gesundheitssystem? Wie ist die Wissenschaftskommunikation der letzten zwei Jahre zu bewerten? Welche Rolle haben dabei die klassischen und die sozialen Medien gespielt? Welchen Einfluss spielen aber auch staatliche Institutionen sowie Politikerinnen und Politiker und die Art und Weise, wie sie ‚die Wissenschaft‘ für sich in Anspruch nehmen? Was macht wissenschaftliche Institutionen und Personen in den Augen der Öffentlichkeit überhaupt glaubwürdig und was lässt sich hieraus auch für die Zeit nach der Pandemie lernen?
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Jan-Martin Wiarda, freier Journalist für Bildung und Wissenschaft.
Die Stiftung Charité bedankt sich bei ihren Gesprächspartner/innen:
Leiterin des Instituts für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Frankfurt
Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Mitglied des ExpertInnenrates der Bundesregierung zu COVID-19
freie Wissenschaftsjournalistin und Co-Gründerin von MedWatch.de
Professorin für Wissenschaftskommunikation und wissenschaftliche Leiterin des Zentrums für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale, Karlsruher Institut für Technologie
Professorin für Kultur und Ethik der Biomedizin, Universitätsmedizin Göttingen und Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg, Delmenhorst
Geschäftsführer der Wissenschaft im Dialog gGmbH (mit einem Impulsvortrag)