Clinician Scientists – eine Initiative der Stiftung Charité
Zum Programm
Clinician Scientists – Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung
Clinician Scientists, also forschende Ärztinnen und Ärzte, verbinden klinische Patientenversorgung und wissenschaftliche Forschung. Sie übersetzen dringende Fragestellungen aus dem Klinikalltag in die Forschung und sorgen dafür, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die medizinische Praxis gelangen. Dieser direkte Austausch zwischen Forschung und Klinik ist unverzichtbar für die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung und die Entwicklung innovativer Therapien und Diagnoseverfahren.
Die Stiftung Charité – Wegbereiterin eines neuen Karrierewegs
Die Stiftung Charité ist Initiatorin und langjährige Förderin des Berliner Clinician Scientist Programms, das Medizinerinnen und Medizinern eine strukturierte Weiterbildung ermöglicht, die Forschung und klinische Tätigkeit verbindet.
Der Programmkonzeption vorangegangen war die Beobachtung, dass viele junge Ärztinnen und Ärzte aufgrund ihrer Verpflichtungen in der Patientenversorgung kaum Freiräume für Forschung fanden. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit beschränkte sich häufig auf „Feierabendforschung“, die auf Dauer nicht ausreicht, um eine wissenschaftliche Karriere nachhaltig zu verfolgen. Insbesondere während der mehrjährigen Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt gingen dadurch viele qualifizierte und motivierte Medizinerinnen und Mediziner der Wissenschaft verloren oder verabschiedeten sich für längere Zeit oder dauerhaft ins Ausland.
Vor diesem Hintergrund entwickelten die Stiftung Charité und die VolkswagenStiftung gemeinsam mit jungen Klinikerinnen und Nachwuchswissenschaftlern sowie Verantwortlichen der Charité im Jahr 2010 ein Pilotprogramm, das einen neuen Karriereweg für forschende Medizinerinnen und Mediziner eröffnete. Im darauffolgenden Jahr startete das „Friedrich C. Luft Clinical-Scientist-Pilotprogramm“ mit acht Teilnehmenden. Die Grundzüge dieses Programms, das Ärztinnen und Ärzten eine strukturierte fachärztliche Weiterbildung mit definierten Freiräumen für Forschung bot, sind bis heute erhalten geblieben:
- Die wettbewerblich ausgewählten Clinician Scientists erhalten in der zweiten Hälfte ihrer Facharztweiterbildung geschützte Zeiten im Umfang von 50 Prozent ihrer ärztlichen Tätigkeit für die Forschung.
- Durch eine Vereinbarung mit der Ärztekammer Berlin kann ein Großteil dieser Forschungszeiten auf die Facharztweiterbildung angerechnet werden, sodass zeitliche Verzögerungen gegenüber einer rein klinischen Laufbahn minimiert werden.
- Ein gezieltes Curriculum begleitet die Weiterbildungsphase und ist auf die spezifischen Interessen und Bedürfnisse der Clinician Scientists zugeschnitten.
Mit diesem innovativen Modell wurden in Berlin neue Maßstäbe für die Vereinbarkeit von Forschung und klinischer Weiterbildung gesetzt – ein Modell, das bundesweit Beachtung fand.
Ein strukturiertes Modell mit Strahlkraft – Von Berlin in die nationale Universitätsmedizin
Nach dem Erfolg des Pilotprogramms wurde das Clinician Scientist Programm ab 2014 unter der Federführung der Charité und des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung (BIH) verstetigt und ausgebaut. Dabei setzte es neue Standards für die Struktur und Qualität in der universitären Medizinerausbildung.
2015 wurde das Programm von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als Best-Practice-Modell ausgezeichnet. Auf dieser Grundlage hat die DFG mehrere Empfehlungen für integrierte Forschungs- und Weiterbildungsprogramme während und nach der Facharztweiterbildung herausgegeben (siehe hier, 2015 und hier, 2018) und eigene befristete Förderprogramme aufgelegt (siehe hier). Derzeit fördert die DFG 23 Clinician Scientist Programme mit rund 400 Rotationsstellen (Stand 2024). Ergänzend fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2021 Advanced Clinician Scientist Programme (siehe hier). Diese richten sich an forschende Ärztinnen und Ärzte nach der Facharztausbildung und umfassen derzeit acht Programme mit rund 100 Rotationsstellen und einer Gesamtfördersumme von rund 100 Millionen Euro.
„Clinician Scientists spielen nicht nur in der klinischen Forschung eine zentrale Rolle, sie sind für die gesamten Lebenswissenschaften von zentraler Bedeutung. So stellen sie als hoch ausgebildete Spezialisten in allen Fächern der Medizin wichtige Ansprechpartner für Technologieentwicklung und Grundlagenwissenschaft dar. Zudem ist allein dieser Personenkreis Garant für eine Verbindung von reiner Grundlagenforschung mit klinisch motivierter Grundlagenforschung in den Lebenswissenschaften. Dem wissenschaftlich qualifizierten ärztlichen Nachwuchs kommt somit eine Schlüsselrolle beim Erhalt der Innovationskraft der Universitätsmedizin und als Impulsgeber in den Lebenswissenschaften insgesamt zu.“
— Deutsche Forschungsgemeinschaft
Inzwischen verfügt nahezu jede medizinische Fakultät in Deutschland über ein eigenes Clinician Scientist Programm. Diese Programme haben die deutsche Universitätsmedizin nachhaltig verändert, die Verbindung von Forschung und Praxis gestärkt und die Innovationskraft des Gesundheitssystems entscheidend gefördert. Die Stiftung Charité hat mit der Förderung des Berliner Programms frühzeitig den Bedarf an innovativen Karrierestrukturen in der Hochschulmedizin erkannt und als Katalysator zu diesem Kulturwandel beigetragen.
Das BIH Charité Clinician Scientist Programm heute – maßgeschneiderte Förderprogramme für alle Karrierestufen
Mit derzeit rund 170 aktiven Fellows und über 250 Alumni (Stand 2024) ist das BIH Charité Clinician Scientist Programm (siehe hier) nicht nur eines der ältesten, sondern auch das größte seiner Art in Deutschland. Die Stiftung Charité unterstützt das Programm seit der Pilotphase und ist über die Mitarbeit im Clinician Scientist Board weiterhin aktiv eingebunden.
Das BIH Charité Clinician Scientist Programm bietet maßgeschneiderte Förderlinien, die auf die jeweiligen Karrierephasen forschender Ärztinnen und Ärzte abgestimmt sind:
- Junior Clinician Scientist Programm (Junior CSP): Diese Linie richtet sich an Ärztinnen und Ärzte in den ersten drei Jahren ihrer Facharztausbildung und ermöglicht ihnen, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für Forschung zu nutzen.
- Clinician Scientist Programm (CSP): Ab dem vierten Jahr der Facharztausbildung können Ärztinnen und Ärzte im regulären CSP bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit für Forschungsaktivitäten nutzen.
- Advanced Clinician Scientist Programm (Advanced CSP): Für habilitierte Fachärztinnen und Fachärzte auf dem Weg zur Professur wurde 2020 das Advanced CSP pilotiert.
Das BIH Charité Clinician Scientist Programm ist themenoffen und interdisziplinär ausgerichtet. Ergänzend wurde 2019 das (Junior) Digital Clinician Scientist Programm eingeführt, um den Anforderungen der digitalen Medizin gerecht zu werden und speziell forschende Ärztinnen und Ärzte im Bereich Digital Health zu fördern. Die Schwerpunkte liegen in der computergestützten Medizin, z. B. in den Bereichen KI, maschinelles Lernen, Bildgebung, Analyse, Modellierung, Big Data und Bioinformatik.
Seit 2024 fördert die Stiftung Charité gezielt KI/XR Digital Clinician Scientists, die digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Erweiterte Realität (XR) in die klinische Praxis integrieren. Im Fokus stehen die Entwicklung und Pilotierung von Anwendungen, die die Patientenversorgung nachhaltig verbessern – von KI-gestützter Diagnostik und personalisierten Therapien bis hin zu XR-Technologien für die präoperative Planung oder Patientenaufklärung.
Wissenschaftliche Exzellenz entsteht durch internationale Kooperationen und weltweiten Wettbewerb. Mobilität und Vernetzung schaffen die Basis, um Wissen zu teilen, neue Perspektiven zu gewinnen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Mit den 2024 erstmals ausgeschriebenen Internationalisierungs-Grants unterstützt die Stiftung Charité Kooperationsprojekte zwischen Fellows des BIH Charité Clinician Scientist Programms und internationalen Expertinnen und Experten. Die Grants decken Reise-, Unterbringungs- und Aufenthaltskosten für Forschungsaufenthalte (ca. drei Monate) an Partnerinstitutionen im Ausland (Outbound) oder den Aufenthalt internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Charité (Inbound).
Ausschreibungen
Aktuelle Ausschreibungen der Clinician Scientist Programme und Internationalisierungs-Grants sowie Details zur Antragstellung finden Sie hier.
Ansprechpartnerin
Dr. Inga Lödige
Projektmanagerin Wissenschaftsförderung
Stiftung Charité
Novalisstraße 10
10115 Berlin
Telefon: +49 (0)30 450 570 - 577
E-Mail: loedige(at)stiftung-charite.de
Internet: www.stiftung-charite.de
Weiterführende Links
Webseite BIH Charité (Junior) Clinician Scientist Programm
Flyer BIH Charité (Junior) Clinician Scientist Programm
Clinician Scientist Programme der DFG
Advanced Clinician Scientist Programme des BMBF
Empfehlung des Wissenschaftsrates 2016
Erste Ausschreibung der Internationalisierungs-Grants für BIH Charité (Digital) Clinician Scientists